Forscher auf dem Nettelbeckplatz, Ideen für die Malplaquetstraße

von Dominique Hensel

Zuerst klang alles kompliziert und sehr wissenschaftlich. Doch beim Workshop Anfang März beim Quartiersmanagement wurde das große, akademisch betrachtete Thema doch greifbar. So greifbar wie die Malplaquetstraße und der Nettelbeckplatz. „SiQua – Sicherheitsanalysen und -vernetzung für Stadtquartiere im Wandel“ (SiQua) heißt das Forschungsprojekt, das derzeit in drei deutschen Städten durchgeführt wird. Auch das Quartier zwischen Leopoldplatz und Humboldthain ist ein Fallstudiengebiet. Hier schauen die Wissenschaftler in puncto Sicherheit und Sicherheitsempfinden genau hin.

Die Statistik

siqua 1Bei diesem Workshop ging es um den Nettelbeckplatz. Foto: HenselDie Statistik sieht eigentlich gut aus: Die polizeilich registrierten Straftaten nehmen im Quartier rund um den Leopoldplatz und im Gebiet bis zum Volkspark Humboldthain seit 2014 kontinuierlich ab. Diese statistischen Fakten werden derzeit zusammen mit dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Bewohnerinnen und Bewohner untersucht. SiQua ist eine Verbundprojekt, das die Präventionsarbeit in sich durch Zuwanderung schnell verändernden Stadtquartieren in den Blick nimmt. An der Fallstudie ist auch das Quartiersmanagement Pankstraße beteiligt.

Das Forschungsprojekt

Die vergleichende Studie in drei deutschen Großstädten – Berlin, Essen und Dresden – untersucht die subjektive und die objektive Sicherheitslage. Dazu werden neun Fallstudien erstellt, es werden neun Gebiete genauer betrachtet, fünf davon liegen in Berlin. SiQua wird von der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, der Technischen Universität Berlin, der Technischen Universität Dresden, der Universität Potsdam und der Stiftung SPI Berlin durchgeführt. Das Forschungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ seit Juli 2018 bis Juni 2021 gefördert.

Für die Studien wurden Statistiken ausgewertet, Akteure befragt, Workshops abgehalten. Darüber hinaus wurde an 5000 zufällig ausgewählte Personen im Gebiet Fragebögen verschickt. Ziel des Projektes ist unter anderem die Entwicklung von Ideen und Instrumenten, mit denen alle lokalen Akteure gestärkt werden sollen, die sich im Kiez um ein besseres nachbarschaftliches Miteinander und um mehr Sicherheit für alle Bewohnerinnen und Bewohner bemühen. So die Theorie.

Ganz praktisch: Nettelbeckplatz und Malplequetstraße

siqua 2Ideen für einen Belebung wurden gesammelt. Foto: HenselAuch beim Workshop Anfang März beim Quartiersmanagement Pankstraße war deutlich zu erkennen, worum es geht: um Vernetzung relevanter Partner. An einem Tisch trafen sich jene, die über die Situation am Nettelbeckplatz nachdenken wollten. Die Polizei war vertreten, das Bezirksamt, die Stiftung SPI, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Gewerbetreibende, ein Vertreter vom „Aktives Zentren Müllerstraße“, das Quartiersmanagement sowie Bewohner aus der Nachbarschaft. Es gab eine lange Diskussion um die Müll-Thematik und die Möglichkeiten der Verbesserung der Situation. Es wurden deutlich, dass viele Menschen sich eine Belebung des Platzes wünschen. Ideen waren ein Eisverkauf im Sommer, ein Weihnachtsmarkt sowie ein regelmäßiger Flohmarkt. Ideen wurde entwickelt, an deren Umsetzung die verschiedenen Partner in der Folge arbeiten wollen.

In der Gruppe, die sich um die Malplequetstraße Gedanken machte, war das Ordnungsamt, das Bezirksamt, das Quartiersmanagement und auch einige Bewohner. In dieser Gruppe ging es stark um Beeinträchtigungen, die die Bewohnerinnen vor allem beklagen: nächtliche Ruhestörung. In der Gruppe wurden darüber nachgedacht, ob Lärmprotokolle sinnvoll sind. Es ging um den beobachteten Drogenkonsum in der Straße.

siqua 3Noch mehr Ideen für den Nettelbeckplatz. Foto: HenselDie entwickelten konkreten Ideen werden nun zu möglichen Aufgaben für die verschiedenen Beteiligten. Sie werden auch Teil der Fallstudie über das Gebiet Wedding-Zentrum und fließen in die Studie über die Stadtquartiere ein, die sich durch Zuwanderung stark verändern. Die Ergebnisse der, auch die aus der unmittelbaren Nachbarschaft können auf der Seite von SiQua dann auch online nachgelesen werden. Möglicherweise wird die eine oder andere Idee dann auch wieder auftauchen im Quartier: in Form eines Eiswagens am Nettelbeckplatz oder eines Runden Tisches für die Malplaquetstraße.

 siqua 4Bei einem zweiten Workshop wurden Ideen für die Malplaquetstraße zusammengetragen. Foto: Hensel