Eine Gemeinschaft für ein anderes Einkaufen

In einem alternativem Lebensmittelmarkt könnten die Mitglieder entscheiden, was es zu kaufen gibt. Sie könnten entscheiden, ob Plastikverpackungen ok oder zu vermeiden sind, ob Bioprodukte in der Mehrzahl sein sollen oder nicht. Auch die Höhe der Bezahlung von Personal und Produzent:innen könnten die mitentscheiden, die im Markt einkaufen. Wenn sich 500 Menschen finden, die diese Idee unterstützen und der Genossenschaft beitreten, soll im Wedding bald ein solcher Markt eröffnen: der SuperCoop.

Die Idee zum alternativen Supermarkt entstand bereits 2019. Mit der Kraft des Kollektivs, wie der Vorstand es formuliert, wurde die Genossenschaft im Oktober 2020 von zehn Aktivisten gegründet. Das Kennzeichen des neuen Lebensmittelhändlers ist die Gemeinschaft. „Wer bei uns mitmacht, ist Teil einer Gemeinschaft“, sagt Johanna Kühner von SuperCoop. Das bedeutet, jeder kann mitge-stalten und mitentscheiden. „Als Miteigentümer hat jedes Mitglied Einblick in Gewinnmarge, Mittelverwendung, Zahlungen an die Produzenten.“ Aber auch Pflichten gibt es. Denn bei SuperCoop muss jeder, der einkaufen will, drei Stunden im Monat mitarbeiten. „Wir wollen bewusst keine ungleiche Gemeinschaft, wo einige das Gefühl bekommen, dass andere sich freikaufen“, sagt Johanna Kühner. Neben der verpflichtenden Mitarbeit ist einmalig mindestens ein Unternehmensanteil in Höhe von 100 Euro zu kaufen.

SuperCoop Team einleitungGemeinsam für ein anderes Einkaufen. Das Team des SuperCoop-Einkaufsmarkts. Foto: SuperCoop

Das ist kein (nomaler) Supermarkt

SuperCoop soll also kein normaler Supermarkt werden. Und genau das sagt auch der Werbeslogan: „This is not a supermarket“ (Das ist kein Supermarkt). Doch dabei geht es eher um die Organisation. Denn SuperCoop soll ein Vollsortiment wie ein ganz normaler Supermarkt haben – es wird, wie man vielleicht denken könnte, kein reiner Biomarkt, kein Unverpacktladen, kein plastikfreies Geschäft, kein veganer Supermarkt. „Unsere Arbeitsgemeinschaft Einkauf hat zehn Leitlinien für den Produkteinkauf erarbeitet, aber wichtig ist uns die vielfältige Gemeinschaft“, sagt Johanna Kühner. Jedes Mitglied können wie bei einem normalen Supermarkt selbst entscheiden, was es in sein Einkaufskörbchen legt. „Wir setzen auf Anreize statt Verbote.“

Die Initiative ist bereits ganz konkrete Schritte gegangen. Sie hat sich bereits Lagerräume in den Osramhöfen in der Oudenarder Straße 16 gesichert. Vorständin Johanna Kühner geht davon aus, noch im Frühjahr sagen zu können, dass SuperCoop in der alten Glühlampenfabrik (früher: La Luz) einen Markt eröffnen wird. Unterschrieben sei der Mietvertrag aber noch nicht.

SuperCoop WorkshopIn der Findungsphase. Ein Workshop der Initiative. Foto: SuperCoop

Zweite Crowdfunding-Kampagne startet

Bisher haben schon fast 140 Menschen Genosschaftsanteile in Höhe von 100 Euro erworben. Über eine erste Crowdfunding-Kampagne vor zwei Jahren kamen 17.015 Euro in die Gemeinschaftskasse. Nun steht der Start einer zweiten Geldsammlung vor der Tür. Der Eröffnung des Ladens will die Initiative damit einen weiteren Schritt näher kommen. Am 29. April startet die Kampagne mit der Veranstaltung “SuperCoop Stories - Gemeinsam mehr bewegen”. Sie beginnt um 19 Uhr und findet digital statt. Als Gäste sind Gülcan Nitsch von Yeşil Çember, Tino Kreßner von Startnext, Sükran Altunkaynak vom Quartiersmanagement Pankstraße, Karen Wohlert vom Baumhaus Berlin, Maria vom Himmelbeet sowie Beatrice Walthall von der Vagabund Brauerei dabei. Gemeinsam soll darüber diskutiert werden, wie Engagement in der Nachbarschaft zu einer fairen Gesellschaft und einer guten Ernährung für alle beitragen kann. Wer teilnehmen möchte, kann sich online unter https://bit.ly/sc-kickoff anmelden.

Willkommenstreffen und Kontakt

SuperCoop Grafik2Eine Grafik der Genossenschaft. Foto: SuperCoopWer sich für die SuperCoop-Genossenschaft interessiert, kann sich online unter www.supercoop.de informieren, oder der Initiative auf Instagram folgen (@supercoopberlin). Telefonisch kann unter (0173) 6 16 06 46 und per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Kontakt aufgenommen werden. samstags von 10 bis 14 Uhr und montags zwischen 18 und 19 Uhr ist das Team mit Beteiligungserklärungen vor Ort im Innenhof der Oudenarder Straße 16 im ehemaligen “La Luz”, links direkt neben der Polizeiwache – mit Abstand und Maske und draußen. Darüber hinaus gibt es für Interessierte digitale Willkommenstreffen, bei denen sich jeder informieren kann. Die nächsten Treffen finden am 30. April ab 19 Uhr und am 2. Mai ab 12 Uhr statt. Bei Interesse bei SuperCoop melden.

Text: Andrei Schnell und Dominique Hensel, Fotos: SuperCoop