Bolzplatz weg, neuer Spielplatz kommt

Berlin, und mit ihm der Wedding, wächst. Leider bringt Wachstum manchmal auch Verluste mit sich. So ist nun in der Gerichtstraße der Bolzplatz einem Neubau gewichen. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gesobau errichtet dort derzeit 60 neue Mietwohnungen. Aber was wird aus Bewegung und Spiel? Braucht es nicht eigentlich mehr Flächen für sportliche Aktivitäten, wenn mehr Menschen in den Kiez ziehen?

Nicht nur ein Bolzplatz fehlt künftig

Spielplatz Neubau bbzAuf dem Plan sind die Neubauten zu sehen. Unten links ist ein Spielplatz vorgesehen. Foto: bbz LandschaftsarchitektenWir haben bei der Gesobau nachgefragt und erfahren, dass es „neu angelegte Freiflächen und Spielgeräte“ geben wird. Der nebenstehende Plan zeigt, dass ein Spielplatz kommen wird. Er wird durch die neuen Häuser geschützt im hinteren Bereich des Grundstücks liegen. Die Zeichnungen hat die Gesobau bereits am 8. Januar bei einer Infoveranstaltung öffentlich vorgestellt. Zu sehen ist, dass der neue Spielplatz eine Schaukel, eine Hängebrücke, ein Kletternetz, Holzpodeste und Wackelpfade haben wird. Fazit: Gut, dass für Kinder ein moderner Spielplatz entsteht. Schade, dass der Bolzplatz für Jugendliche künftig fehlen wird.

Ein zweiter Bolzplatz ist in der Kolberger Straße 25–26 verschwunden. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo baut auf bislang ungenutzten Flächen der Wiesenburg. Der Spielplatz in der Baulücke in der Kolberger Straße bleibt erhalten, doch der Bolzplatz auf der Grundstücksgrenze fehlt nun

KiezSportLotsin antwortet

Können Bolzplätze einfach so geopfert werden? Wir fragen bei der KiezSportLotsin Susanne Bürger nach. Sie kennt die Situation dieser beiden Bolzplätze nicht im Einzelnen und erklärt die allgemeine Situation. „Sobald es sich um eine definierte Sportfläche (des Bezirks) handelt, darf sie grundsätzlich nicht ohne Ersatz entfernt werden“, erklärt Susanne Bürger. Aber: „Die Mehrzahl ist jedoch eben keine geschützte Sportfläche, sondern zum Beispiel eine Grünfläche“. Im Fall der Gerichtstraße handelt sich noch nicht einmal um eine frühere Grünfläche, sondern lediglich um einen Hof. Das zeigt die Karte Grünanlagenbestand Berlin. In der Kolberger Straße weist die Karten einen „Allgemeinen Spielplatz“ aus. Die Beobachtung der KiezSportLotsin: „Neue Bolzplätze entstehen im Gegenzug aber sehr selten.“ Die Wichtigkeit von Bolzplätzen schätzt Susanne Bürger so ein: „Es gibt kaum Flächen, die noch groß genug sind, um einfach mal so draußen mit dem Ball zu spielen. Auch ohne Bolzplatz.“ Bolzplätze stehen an alle Ecken „wegen der Nachverdichtung unter Druck“.

Spielplatz bbzDer Ausschnitt des Plans zeigt den Spielplatz. Foto: bbz Landschaftsarchitekten

Freiraum fehlt

Wenn unbebaute Flächen für Wohnungsbau genutzt wird, dann reduziert sich auch der Freiraum. Im Juli 2019 hat der Bezirk eine Studie zur siedlungsnahen Versorgung mit Freiraum in Mitte veröffentlicht. Die Blöcke rund um die Gerichtstraße haben dort den Status „unterversorgt“. Rechnerisch ist „Richtwert von 7 m² pro Person“ nicht mehr für alle Menschen erfüllt. Auch in der wohnungsnahen Versorgung gilt die Gerichtstraße als unterversorgt. Der Umweltatlas aus dem Jahr 2010 beschreibt den Kiez an der Gerichtstraße noch als „vesorgt“. Eine schlechte Entwicklung auf die das Quartiersmanagement in ihrem Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept im Juli 2019 hingewiesen hat.

Trost: Neue Bäume

Visualisierung Gerichtstrasse DMSWDer Plan der Gesobau für den Neubau in der Gerichtstraße zeigt auch neue Bäume. Zwei Ölweiden und zwei schlanke Himalayabirken will die Gesobau anpflanzen. Die Wahl der Sorten bringt Abwechslung in den Baumbestand. Aktuell sind die meisten Bäume in Berlin Linden (jeder dritte Baum) und Ahorne (jeder fünfte Baum). Die Ideen für Spielplatz und Grünanlagen hat das Büro bbz Landschaftsarchitekten Berlin GmbH entwickelt.

 

 

 

Zum Weiterlesen

bolzplatz abrissEin Foto für die Kiezhistorie: Hier war mal ein Bolzplatz. Foto: Schnell

Text: Andrei Schnell

Aprospos Bolzplatz: Derzeit läuft das Planungsverfahren für den hinteren Leopoldplatz (Maxplatz) – die Fläche wird neu gestaltet. Betroffen davon ist auch der Bolzplatz. Die geplante Veranstaltung zur Vorstellung des Vorentwurfs musste aufgrund der Corona-Krise leider abgesagt werden – die Planungen kennenlernen und kommentieren kann man trotzdem: Ab 28. März werden die Pläne online vorgestellt. Kinder und Jugendliche können die Planungen bei der digitalen Maxplatzralley entdecken und sich über Instagram, Facebook und per Mail einbringen.
Jetzt mitmachen und für einen tollen Bolzplatz auf dem Leopoldplatz abstimmen!