Zu Besuch im DRK-Jugendladen

Etwas versteckt in einem Hinterhof, und doch keineswegs unbekannt im Kiez, befindet sich an der Neuen Hochstraße der Jugendladen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Der finanziell vom Bezirk Mitte geförderte Jugendladen ist seit den 90er Jahren eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in der Umgebung. Hier können sie ihre freie Zeit mit Freund*innen verbringen, an Projekten teilnehmen oder Unterstützung bei den Hausaufgaben erhalten.

Das Programm ist vielfältig: von Ausflügen zu Museen über Tanzworkshops und Selbstverteidigungskurse bis hin zu Fahrten außerhalb von Berlin ist alles mit dabei. Der Jugendladen ist ein offener Treffpunkt für alle, bei dem ein friedliches Miteinander ohne Hass und Hetze im Mittelpunkt steht. Samer Ahmad, Leiter der Einrichtung, war als Jugendlicher selbst im DRK-Jugendladen und kann daher umso besser nachvollziehen, wie bedeutsam dieser Ort für die Besucher*innen ist.  „Ich kann mit Stolz sagen, dass wir eine gewaltfreie Einrichtung sind“, erzählt Ahmad, „weil die Kinder freiwillig und gerne kommen, halten sie sich an die Regeln, die hier gelten.“

Für das DRK-Team ist es wichtig, dass sich alle im Jugendladen untereinander und gegenüber anderen mit Respekt begegnen, auch wenn ihnen dieser von außen nicht immer entgegengebracht wird. Samer Ahmad und Reza Yeganeh, der bereits seit 25 Jahren im Jugendladen arbeitet, berichten von ernüchtern­den Konfrontationen aus Vorkommnissen mit (in-)direkter Diskriminierung und Rassismus. Sie bemühen sich, ihre Besucher*innen bei Diskriminie­rungserfahrungen zu unterstützen.

Im Gespräch betont Yeganeh die Relevanz der Beziehungsarbeit. Nicht nur die Verbindung zwischen dem DRK-Team und den Besucher*innen, sondern auch der Kontakt zu anderen Menschen spiele eine große Rolle. Die Besucher*innen des Jugendladens verbringen gelegentlich Zeit mit den Personen einer Einrichtung des DRK für Menschen mit Behinderung. Dieser Kontakt baue Vorurteile und Ängste auf beiden Seiten ab, erklärt Yeganeh.

Um den Bedürfnissen der Besucher*innen auch weiterhin gerecht zu werden, stand in den letzten Monaten eine große Renovierung im Jugendladen an. Die Kinder und Jugendlichen konnten im Renovierungsprozess Wünsche äußern, die z.B. im Medienraum mit neuen Konsolen und Spielen umgesetzt wurden. Die Besucher*innen haben sich aber auch aktiv am Umbau beteiligt und beim Streichen geholfen. „Deswegen sind die Wände so sauber“, erwähnt Yeganeh mit einem Lachen, „die neu renovierten Räume werden mit viel Respekt behandelt, weil die Kinder an der Arbeit beteiligt waren.“

Auch das Quartiersmanagement Pankstraße/ Reinickendorfer Straße konnte einen Teil zur Neuausstattung des Jugendladens beitragen und die Renovie­rung mit Geldern aus dem Aktionsfonds finanziell unterstützen. Neue Teppiche und Vorhänge verbessern die Akustik im großen Aufenthaltsraum mit Kicker, Billard und Air-Hockey. Außerdem wurde die Sitzecke neu eingerichtet, die Wiese im Außenbereich frisch gesät sowie ein neues Lagersystem für die Geräte der Werkstatt angeschafft. Ahmad freut sich besonders über einen großen Wasserspender, der bisher vor allem im Sommer gefehlt hatte.  

In den vergangenen Jahren wurden viele Renovierungsprojekte mit dem Personal, den Besucher*innen und anderen ehrenamtlichen Helfenden umgesetzt, sodass sich die Einrichtung nun in einer recht stabilen Ausstattungslage befindet. Die finanzielle und damit auch verlässliche Planungssicherheit ist jedoch nicht ständig gegeben. Ahmad berichtet, dass erst letztes Jahr Kürzungen in der Jugendbetreuung durch den Senat nur mit massivem Gegenprotest gestoppt werden konnten. Doch gerade an Orten wie im Wedding sind die Berliner Jugendeinrichtungen von hoher Bedeutung, denn sie geben den Jugendlichen die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, und bieten den Besucher*innen einen neutralen Aufenthaltsort, den sie so dringend benötigen. Umso erfreulicher, dass der Aktionsfonds die Arbeit des DRK-Jugendladens ein wenig unterstützen konnte.

Mehr Informationen zur Arbeit des Jugendladens: DRK-Jugendladen-Wedding

Fotos und Text: Kassandra Catrisioti-Forgione / Interview: Julia Six, Kassandra Catrisioti-Forgione