Letzte Hilfe am Gabenzaun – auch in der Nachbarschaft
Ein Brett mit schweren Nägeln ist seit einiger Zeit am Himmelbeet in der Ruheplatzstraße angebracht. „Gabenzaun“ und „Spendenplatz“ und „Nur für obdachlose Menschen“ steht auf laminierten Papier. „Da viele Essensausgabestellen der Obdachlosenhilfen und Tafeln größtenteils geschlossen sind, haben viele solidarische Menschen sich die Gabenzäune ausgedacht“, hat das Himmelbeet dazu am 27. März auf Facebook geschrieben.
Gabenzäune sind eine Art der sind eine Sonderform der Umsonstläden, erklärt Wikipedia. Das Prinzip ist, Menschen aus der Nachbarschaft hängen Lebensmittel auf. Arme Menschen können sich die Spenden anonym einfach nehmen. Durch diese Funktionsweise sind sie zu einem Symbol dafür geworden, dass Menschen auch oder gerade in der Krise zusammenrücken können. Vier Gabenzäune existieren zur Zeit im Wedding. Die Standorte sind neben dem Himmelbeet der Zaun der St. Paul Kirche in der Badstraße, am Friedhof Seestraße und am Leopoldplatz. Ein fünfter Zaun am Humboldthain wartet noch auf die Zustimmung des Straßen- und Grünflächenamtes. In Berlin ist die Anzahl der Spendenzäune innerhalb kurzer Zeit auf über 60 gestiegen.
Der Bedarf scheint groß zu sein. Bei einem Besuch aller Gabenzäune im Wedding ist zu beobachten, dass an manchen Tagen kein Beutel mit Lebensmitteln oder Hygieneartikeln hängt. Und das liegt nicht daran, dass nicht nachgefüllt wird. In der zugehörigen Telegram-Gruppe Gabenzaun Wedding wird täglich darüber gesprochen, wer an welchem Zaun etwas nachfüllen geht. Für Banu Küçük von Gangway sind solche engagierte Nachbarn „Herzensmenschen“. Der Gangway e.V. hat den Gabenzaun in der Badstraße im Blick. Denn ohne diese Herzensmenschen funktionieren Gabenzäune nicht. „„Denn dieser lange Zaun braucht eine permanente Pflege und Spende“, sagt Banu Küçük über den Standort Badstraße/Pankstraße. Helfer sind willkommen. Ob sie sich nun auf Facebook oder Telegram vernetzen oder ohne viele Worte Essen anhängen.
Die Idee zum Gabenzaun wurde lange vor der Coronakrise geboren. So postet die Facebook-Seite Berliner Gabenzaun bereits im September 2018: „Erste Amtstat: Mail an den Berliner Zoo, zwecks Benutzung ihres Zaunes.“ Vorbild war damals eine Initiative, die am Hamburger Hauptbahnhof im Jahr 2017 einen Gabenzaun einrichtete. Nach Schließungen anderer Hilfen aufgrund der Coronapandemie wurde die Idee in vielen deutschen Städten übernommen.
Text: Andrei Schnell, Fotos: Dominique Hensel