Geschichten sammeln und Lieblingsorte finden

„Was macht euch glücklich im Kiez? Was sollten wir hier ändern“, fragt Kiez(t)raum. Und aus aktuellem Anlass: „Wie geht es euch mit Corona?“ Jeden Donnerstag von 11 bis 13 Uhr ist Ewelina Barthel ganz Ohr. Über meet.jit.si/Kieztraum kann man mit der Geschichtensammlerin per Videokonferenz sprechen.

kieztraum barthels an3Martin und Ewelina Barthel. Foto: Andrei SchnellHintergrund der Aktion ist das Projekt Kiez(t)raum, das das Ehepaar Ewelina und Martin Barthel stemmen. Offizieller Träger ist CRN (Comparative Research Network), ein Verein bei dem Geograph Martin Barthel stellvertretender Vorstand ist. Kiez(t)raum ist manchen bereits bekannt von drei mal drei Meter großen begehbaren Kiezkarte. Wenn die beiden diesen Plan im Pankstraßenkiez ausrollen, dann kommen Menschen wie von allein. Sie schauen, reden, kommen mit den Barthels ins Gespräch. Auf diese Weise sammelten die beiden Lieblingsorte.

Sechs dieser Lieblingsorte haben sie so erfragt. Neben erwartbaren schönen Orten wie dem Himmelbeet oder dem Pankeweg gehören für die Anwohner*innen rund um die Pankstraße offenbar auch der Leopoldplatz und der Nettelbeckplatz zu ihren Lieblingsorten. „Es gibt hier immer was zu sehen, man trifft Leute, es gibt Cafés, aber auch Veranstaltungen des Weddingorchesters“, fassen Ewelina und Martin Barthel die Meinungen aus den Umfragen zusammen. Der Nettelbeckplatz landet in ihrer Statistik auf Platz 5 der Lieblingsorte und damit noch vor der Wiesenburg. Für das Projekt ist die Sammlung von Lieblingsorten die erste Stufe. Community Mapping nennen die Barthels diese Etappe.Mapping heißt auf deutsch kartieren. Auf einer weltweit genutzten Karte auf mapmehappy.com haben sie die gesammelten Lieblingsorte der Weddinger digital hinzugefügt.

kieztraum karte1 sulaDie Kiez(t)raum-Karte wurde auch schon vor dem Büro das Quartiersmanagements ausgerollt. Foto: Sulamith Sallmann

Bis zur zweiten Stufe, dem Community Reporting, ist es dann nicht mehr weit. In diesem Teil des Projekts sammelt Kieztraum Geschichten. Einige der 35 Geschichten sind auf Video festgehalten und im Internet auf communityreporter.net/kieztraum veröffentlicht. Aktuell sucht Kieztraum Corona-Geschichten.

In Stufe drei will das Projekt mit einem Computerspiel zeigen, wie Anwohner*innen „durch kleine gezielte Aktivitäten die traurigen Orte verbessern können, so dass sie von allen als schön wahrgenommen werden.“ Ziel des Spiels ist, dass „mehr Bewohner den Mut bekommen, sich an der Gestaltung des Kiezes aktiv zu beteiligen“. Aus den Lieblingsorten und den Geschichten sollen Taten wachsen. Deshalb ist Ewelina und Martin Barthel wichtig, so offen wie möglich zuzuhören, jede Meinung unvoreingenommen aufzunehmen. Das Projekt will möglichst keinen Einfluss nehmen und Beteiligung mit diesem innovativen Partizipationsprojekt ernst nehmen.

Das Projekt wird mit Mitteln aus dem Programm “Sozialer Zusammenhalt” (früher: Soziale Stadt) vom Quartiersmanagement Pankstraße finanziert. Träger ist CRN, ein 2007 gegründert Verein 40 Projekte auf EU-Ebene führt der Verein durch. Macher*innen von Kiez(t)raum sind Ewelyna und Martin Barthel, die seit 2008 im Wedding leben. Name des Projekts ist „QM Kiez sauberer, sicherer, attraktiver“. Den leicht zu merkenden Namen Kiez(t)raum haben sich beiden Barthels zusätzlich ausgedacht.

kieztraum karte2 sulaZwei Frauen markieren ihre Lieblingsorte im Kiez auf der Karte. Foto: Sulamith Sallmann

Text: Andrei Schnell, Fotos: Andrei Schnell, Sulamith Sallmann