Eine digitale Anleitung zum Kiezverbessern
„Ach, wenn nur weniger Müll herumläge,“ wünschen sich viele. Einige gehen einen Schritt weiter und wollen etwas unternehmen. Wie man das sinnvoll angeht, darauf gab ein Online-Workshop von Kiez(t)raum eine Antwort. Und bot eine Überraschung.
+++ Weitere Workshops am18.02.21 (Donnerstag) 19- 21 Uhr und 28.02.21 (Sonntag) 17- 20 Uhr – eine Anmeldung ist noch möglich +++
Zu einem digitalen Treffen mit dem Titel „Wedding, ich will was machen“ haben Ewelina Barthel und Dorota Kot für das Projekt Kiez(t)raum eingeladen. Acht Gäste klinkten sich am Donnerstag (28.1.) ein, um in vier Stunden zu erfahren, wie sich Bürger:innen engagieren können. Nicht ausschließlich aber häufig genannt wurde von ihnender Wunsch, etwas gegen den störenden Müll im Kiez zu tun. Aber wo und wie anfangen, um etwas dagegen zu tun?
Mitmachen mit konkretem Ziel
Dass sich dieses Mal das Anfangen lohnt, das konnte die kurzzeitig zugeschaltete Quartiersmanagerin Gesine Schulze versichern. Sie verkündete für die Teilnehmer:innen und die Kursleiterinnen überraschend, dass der Bezirk Mitte Geld aus dem Aktionsprogramm „Saubere Stadt“ von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe erhalten wird und aufgefordert ist, hierfür konkrete Maßnahmen vorzuschlagen. An dieser Stelle können die Aktionspläne aus dem Projekt Kiez(t)raum eine echte Perspektive auf Umsetzung bekommen.
Der Ansporn war also gegeben, dennoch hieß es: ein Schritt nach dem anderen. Ewelina Barthel und Dorota Kot fingen ihre Anleitung zum Kiezverbessern erst einmal mit einem Computerspiel an. EUrbanities ist ein Spiel für PC und Smartphone, mit dem sich „Prozesse der BürgerInnenbeteiligung auf Nachbarschaftsebene entdecken und diskutieren“ lassen. So beschreibt Entwickler Andrea D’Andrea Eurbanities das Browser- und App-Game. Die Grafik des Spiels ist schlicht, doch davon sollten sich Erstnutzer:innen nicht täuschen lassen. Wer das Spiel startet, gelangt recht bald zu dem Moment, in dem eine Petition zu starten ist. Und an dieser Stelle ist es gar nicht so leicht, unter den vom Programm vorgeschlagenen Textbausteinen die richtigen anzuklicken. Zum Glück stehen genau in diesem Augenblick Webseiten-Links bereit, die weiterhelfen.
Anschließend wurde im Workshop aus Spiel Ernst. Ewelina Barthel und Dorota Kot teilten die Teilnehmer:innen in Zweiergruppen ein. Es ging daran, das spielerisch Gelernte in einen konkreten Aktionsplan zu überführen. Ideen hatten die acht Mitmacher:innen viele. Kunst und Müll, Gutscheinsystem für Sperrmüllabholung, Tauschmarkt während eines Sperrmüll-Aktionstages, Clean up, Regenbogentüten, Plogging, Einkaufswagen-Aktion, Stammtisch… – doch das Formular Aktionsplan verlangte nun, die Idee abzuklopfen auf Ziele, Termine, Mittel, Wissen und Hindernisse. Ein guter Plan ist eben die halbe Miete.
Mitmachen und Engagement geht auch Digital
Bewiesen hat der Workshop, dass die Corona geschuldete soziale Distanz zwar eine räumliche Entfernung zur Folge hat, aber nicht das Ende von Gemeinschaft, Mitmachen und Engagement bedeuten muss. Die beiden Leiterinnen des Workshops haben neue digitale Werkzeuge wie Videokonferenz, gemeinsam beschreibbare Dokumente und virtuelle Whiteboards (dem modernen Nachfolger der grünen Schultafel) eingesetzt. Mit solchen digitalen Arbeitsmitteln lässt sich bürgerschaftliches Engagement wie bei einem gewohnten klassischen Seminar mit Keksen und Kaffee organisieren – und es lassen sich abrechenbare Ergebnisse erzielen.
Über Kiez(t)raum
Kiez(t)raum ist ein Projekt, das vom Comparative Research Network (CRN) geplant und organisiert wird. Es wird im Rahmen des Projektfonds im Quartiersmanagement Pankstraße durchgeführt und mit Mitteln des Programms „Sozialer Zusammenhalt“ finanziert. CRN wurde 2007 gegründet, ist eine Non-Profit-Nichtregierungsorganisation und widmet sich Erwachsenentrainings. Im vom Quartiersmanagement geförderten Projekt Kiez(t)raum hat sich CRN drei Bausteine vorgenommen: Community Mapping, Community Reporting und Eurbanities. Ziel der Arbeit ist es, das Verantwortungsbewusstsein für den öffentlichen Raum zu stärken.
Text: Andrei Schnell