Städtebauförderung zum Anfassen in der Nachbarschaft
Mehrere Großbaustellen öffneten am 14. Mai beim Tag der Städtebauförderung ihre Bauzäune. Besucher:innen erhielten einen Blick in die Erneuerung der Alten Nazarethkirche, des Nauener Komplexes und der Wiesenburg. Dank der öffentlichen Förderung werden diese Gebäude vom Keller bis zum Dach umfassend aufgefrischt.
Alte Nazarethkirche: kleiner Beitrag mit großer Wirkung
Mehr als eine Million Euro steckt die evangelische Kirche in die Alte Nazarethkirche. Öffentliche Gelder der Städtebauförderung helfen der Kirche bei der Grundsanierung des fast 200 Jahre alten Gotteshauses am Leopoldplatz. Außerdem wird die Kirche barrierefrei werden. Damit das Baudenkmal zum Beispiel auch für Menschen mit Rollstuhl zugänglich sein wird, erhält das Gebäude einen Fahrstuhl. Die finanziellen Mittel für diesen Teil der Bauarbeiten kommt vom Programm „Aktives Zentrum Müllerstraße“. Sebastian Bergmann, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, sagt, dass das absehbare Auslaufen der Fördermöglichkeiten durch das Förderprogramm „Lebendige Zentren“ den Ausschlag gegeben habe, mit der lange vorbereiteten Sanierung der Kirche anzufangen. Die finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand liegt bei 750.000 Euro.
Kirche soll so nah wie möglich an Ursprungsbau
Eingeweiht wurde die Alte Nazarethkirche am 5. Juli 1835. Bis zum letzten Pinselstrich fertig war sie an diesem Tage noch nicht, wie die Wandmalerei zeigt. Dieser Stopp der Verzierungsarbeiten wird nach den aktuellen Bauarbeiten für künftige Generationen sichtbar bleiben. So weit wie möglich optisch rückgängig gemacht werden soll der Umbau von 1906 als eine Zwischendecke in das Kirchenschiff eingezogen wurde. Auch wenn diese Zwischendecke nicht entfernt wird, so soll in Zukunft das Halbrund der Apsis wieder in voller Höhe sichtbar werden. Zudem werden Wände entfernt, sodass sie wieder Teil des Gemeinderaumes wird. Die Folgen der Nutzung des Erdgeschosses durch eine Kita ab 1974 werden ebenfalls ausgebessert. Verschwinden werden Toiletten und Treppen, die nicht den ursprünglichen Plänen Schinkels entsprechen.
Bei der Baustellenführung in der Alten Nazarethkirche:
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Nauener Komplex und Wiesenburg
Zwölf Millionen Euro investiert das bezirkliche Jugendamt am Nauener Platz. Rund die Hälfte des Betrages kommt aus der Städtebauförderung. Der Komplex wird künftig neben dem bekannten Haus der Jugend auch ein Haus der Familie beherbergen. In einen Seitenflügel in der Schulstraße ist bereits ein Familienzentrum eingezogen. Die Eröffnung des Cafés im Erdgeschoss, der Start des Theatersaales und der Einzug der zahlreichen Jugendprojekte sind für dieses Jahr geplant.
Die umfassende Instandsetzung der Wiesenburg ist ebenfalls ein Großprojekt und wird über das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ ermöglicht. Hier steht ebenfalls eine Summe von zwölf Millionen Euro Baukosten in den Planungsunterlagen. Nach Abschluss der Arbeiten soll die Wiesenburg zu einem offenen Kulturstandort werden. Ateliers für Künstler sind vorgesehen und Veranstaltungsräume für vielfältige Kulturveranstaltungen.
Städtebauförderung besteht aus mehreren Töpfen
Der Begriff Städtebauförderung steht für ein Bündel an öffentlichen Fördertöpfen. Grundgedanke ist bei allen Fördermöglichkeiten, dass der Bundeshaushalt, die Länderetats und die Gemeindekassen die Finanzierung gemeinsam tragen. Auch das Quartiersmanagement wird über die Städtebauförderung möglich gemacht. Der Fördertopf heißt hier „Sozialer Zusammenhalt“. Allgemeine Informationen dazu gibt es auf www.staedtebaufoerderung.info. Das Quartiersmanagement investiert in Projekte und über den Baufonds auch in die Erneuerung von Spielplätzen und in die Ertüchtigung von Kindergärten. Zuletzt erhielt die Kita Paradiesvögel in der Prinz-Eugen-Straße Geld vom Quartiersmanagement.
Das Programm Lebendige Zentren investiert in das Gebiet Müllerstraße. Ein Leuchtturmprojekt ist unter anderem die neu gebaute Schiller-Bibliothek und die Umgestaltung des Leopoldplatzes.
Im Umfeld der Städtebauförderung ist 2014 das relativ junge Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ entstanden. Hier stellt die Bundesregierung die Finanzierung allein (also ohne Länder und Gemeinden) sicher.
Text und Fotos: Andrei Schnell