Stimme & Wandel: Jugendliche gestalten ihren Kiez mit

Wie erleben Kinder und Jugendliche ihren Alltag im Quartier rund um die Pankstraße? Was brauchen sie, um sich gehört und beteiligt zu fühlen? Diesen Fragen widmet sich das Quartiersprojekt „Stimme & Wandel: Safe-Hubs Mitmach-Mission“, das seit 2024 durch den Projektfonds gefördert wird. Ziel ist es, jungen Menschen mehr Mitsprache, Gestaltungsspielraum und echte Teilhabe im Kiez zu ermöglichen. Mit Projektleiterin Maria Requena Lopez haben wir zum Projekt gesprochen.

Der Sportplatz befindet sich gegenüber vom Leopoldplatz ©Amandla gGmbH

Der Sportplatz des Safe-Hub Berlin, angesiedelt zwischen Schulstraße und Ruheplatzstraße, ist ein gemeinschaftlich gestaltetes Bildungs- und Sportzentrum, in dem durch sportbasierte Bildungsarbeit Jugendlichen im Wedding neue Chancen und Perspektiven eröffnet werden. Dabei verfolgt der Safe-Hub einen ganzheitlichen Ansatz: Über den niedrigschwelligen Zugang zu Bewegung und Sport werden Themen wie mentale Gesundheit, Kunst und Kultur, Female Empowerment, Berufsorientierung und auch Beteiligung vermittelt. „Stimme & Wandel ist kein Einzelprojekt – es ist Teil unserer gesamten Arbeit im Safe-Hub. Jugendliche sollen nicht nur Teilnehmende sein, sondern aktiv mitentscheiden – über Trainingsangebote, Freizeitgestaltung und die Entwicklungen im Kiez.“, erklärt Projektleiterin Maria Requena Lopez. „Aktuell werden die Stimmen von Kindern und Jugendlichen in vielen Gremien hier im Quartier noch nicht gehört. Unsere Vision ist, dass junge Menschen selbstbewusst mitgestalten, weil sie merken: Meine Stimme zählt.“

Projektleiterin Maria Requena Lopez mit Kindern beim Fußballtraining ©Amandla gGmbH

Die ersten Schritte des Projekts zeigten, wie wichtig es ist, Beteiligung niedrigschwellig und kreativ zu gestalten. „Viele Kinder waren es nicht gewohnt, dass ihre Meinung zählt. Die monatlichen Treffen für eine feste Beteiligungsgruppe wurden kaum angenommen“, berichtet Requena Lopez. Stattdessen wurden Möglichkeiten zum Mitgestalten in den Trainingsalltag integriert – mit Umfragen, Kunstprojekten oder Quizformaten. Die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen soll als selbstverständlicher Bestandteil des gesamten Safe-Hub-Angebots stattfinden. „Unsere Coaches und Playmaker sind selbst oftmals junge Erwachsene aus dem Kiez und haben eine starke Vorbildfunktion für die Kinder. Für sie organisieren wir Schulungen zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Dadurch ändert sich die gesamte Dynamik auf dem Platz,“ so Lopez.

Mit den Partizipationsformaten im Projekt Stimme und Wandel werden zwei übergeordnete Ziele verfolgt. Die partizipative Weiterentwicklung des Safe-Hubs und des eigenen Kiezes. 2024 wurden im Rahmen der Feriencamps und Trainings Umfragen zum Sportplatz durchgeführt. Aus der ersten Beteiligungsrunde entstanden zusätzliche Fußballangebote, moderierte Turniere und Team-Trikots – genau das, was sich die Kinder gewünscht hatten. „Durch die Möglichkeit mitzugestalten, steigt auch das Selbstbewusstsein der Kinder. So wurde sich im letzten Jahr gewünscht, ein Turnier selbst zu organisieren. Im Rahmen des Sommerprogramms konnten wir das dann auch anbieten. Die Einbindung der Jugendlichen von der Planung bis zu Umsetzung war eine große Herausforderung und eine echter Lernerfolg für alle Beteiligten,“ erklärt Lopez.

Safe Hub Berlin, Ferien Camp, Girls Hub ©DFL/Witters

Um auch über den Sport hinaus Bedürfnisse zu erfassen, wurde in einer zweiten Beteiligungsrunde eine digitale Umfrage für Kinder und Jugendliche entwickelt – mit Unterstützung durch Schulen im Kiez. Sie soll einen Einblick geben, was sich Kinder sich für ihr Leben im Kiez wünschen, von den Themen Schule, Freizeit, Bewegung und Mobilität, Orte im Wedding bis hin zu Ernährung und Sport. Bislang sind bereits über 200 Antworten eingegangen. Die Ergebnisse werden gemeinsam mit dem Quartiersmanagement ausgewertet, um konkrete Maßnahmen daraus abzuleiten. Ein zentrales Anliegen des Projekts ist es, Transparenz und Verbindlichkeit sicherzustellen. „Wir wollen nicht, dass Kinder das Gefühl haben: Ich wurde gefragt, aber es passiert nichts“, sagt Lopez. Deshalb werden Ergebnisse in Schulen präsentiert, die Bedarfe mit Akteuren vor Ort analysiert und Maßnahmen gemeinsam umgesetzt.

Safe Hub Berlin, Ferien Camp, Girls Hub ©DFL/Witters

Das Projekt profitiert außerdem von einem starken Netzwerk im Quartier. Schulen, Kitas und Organisationen wie dem Clara Mädchenladen, GANGWAY e.V., ALBA Berlin oder die Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung kooperieren regelmäßig mit dem Safe-Hub und binden den Ort noch stärker in die Kiezgemeinschaft ein. Aktuell wird der Platz des Safe-Hubs von 18 Partnern genutzt.

Bis Ende 2026 wird das Projekt Stimme und Wandel weitergeführt – orientiert an dem, was Kinder und Jugendliche selbst einbringen. „Wir haben viel aus der Beteiligungsrunde im ersten Jahr gelernt“, sagt Lopez. „Die Idee ist, einen Zyklus zu etablieren: zuhören, mitgestalten, umsetzen – und dann wieder von vorn. Im Rahmen des Projekts wollen wir unsere Partner und die Kinder selbst davon überzeugen, dass junge Menschen entscheidend zur Zukunft hier im Panke-Quartier beitragen können.“

Text: Julia Six