Vom Quartiersprojekt zur Nachbarschaftsinitiative: Temporäre Spiel- und Nachbarschaftsstraßen im Panke-Quartier
Zwei Straßen, viele engagierte Nachbar*innen und ein wachsendes Netzwerk: Das Projekt „Temporäre Spiel- und Nachbarschaftsstraßen“ sorgt seit 2023 für Vernetzung, Begegnung und Beteiligung vom Leopoldplatz bis zum Humboldthain. Obwohl das Projekt ursprünglich im Dezember abgeschlossen werden sollte, ermöglicht die verlängerte Förderung nun eine Fortsetzung bis Ende 2027.

Mit dem Projekt „Temporäre Spiel- und Nachbarschaftsstraßen“ wurde in den vergangenen zwei Jahren erprobt, wie öffentlicher Raum im Gebiet um die Pankstraße gemeinsam gestaltet werden kann. Der Weg dorthin war ein Lernprozess: „Im ersten Jahr in der Antonstraße haben wir gemerkt, dass wir die Nachbarschaft noch nicht richtig erreicht hatten“, so Projektleiter Luka Wilke. Uhrzeiten und Orte passten noch nicht zu den Bedürfnissen der Menschen vor Ort. Das Team startete 2024 neu – gemeinsam mit den Anwohnenden.
Im zweiten Jahr wurde das Projekt offener und partizipativer. Eine gebietsweite Öffentlichkeitsarbeit, Online-Befragungen auf Survio und Mein.Berlin sowie Plakate und Banner an Spielplätzen und Einrichtungen sorgten für Aufmerksamkeit. Rund 200 Personen beteiligten sich, 70 trugen sich in einen Verteiler ein, um regelmäßig über die Spielstraßen informiert zu werden. „Unser Ziel war es herausfinden, wann, wo und wie die Spielstraßen wirklich Sinn machen“, sagt Wilke. Das Ergebnis: Die Nazarethkirchstraße am Leopoldplatz und die Kolberger Straße am Humboldthain werden im Wechsel monatlich von und für die Nachbarschaft geöffnet. Durch die gleichzeitige Aktivierung beider Kieze entstand eine größere Sichtbarkeit im Quartier und die Möglichkeit, Ressourcen und Erfahrungen zu teilen. „Für eine langfristige Sicherung der Spielstraßen, wollen wir die Menschen vor Ort einbeziehen, nicht nur beim Spielen, sondern auch bei der Planung.“, so Wilke. Inzwischen gibt es eine WhatsApp-Community mit über 80 Mitgliedern, die gemeinsam organisieren, informieren und die Spielstraßen vorbereiten.
Ob gemeinsames Essen, Tauschmarkt, Kinderschminken oder ein Feuerwehrbesuch – auf den Spielstraßen entstanden in den letzten Jahren vielfältige, von Ehrenamtlichen getragene Aktionen. Viele Kinder im Kiez kennen die Spielstraßen inzwischen und freuen sich auf die Termine.
In der Nazarethkirchstraße engagiert sich eine aktive Hausgemeinschaft, die Kontakte zu Nachbar*innen, Gewerbe und Eltern knüpft und eigene Ideen einbringt. Die Gemeinschaft vor Ort übernimmt zunehmend Verantwortung, organisiert eigene Angebote, kümmern sich um Material, Absperrungen und das Programm. Ab 2026 wird die Spielstraße dort komplett von der Nachbarschaft getragen. Auch in der Kolberger Straße entsteht Schritt für Schritt eine engagierte Gemeinschaft. Unterstützt wird das Projekt hier unter anderem vom DRK-Jugendladen. „Die Situation am Humboldthain ist anders. Es gibt weniger Einrichtungen im direkten Umfeld, aber großes Interesse der Menschen“, erklärt Wilke. Deshalb setzt das Team auf persönliche Gespräche, Teegarten-Aktionen und direkte Ansprache auf den umliegenden Spielplätzen um neue Mitstreiter*innen zu gewinnen.



Die Spiel- und Nachbarschaftsstraßen gelten inzwischen als Leuchtturmprojekt für das Quartiersmanagement, denn sie zeigen, wie gemeinschaftliches Engagement im Kiez wachsen kann, wenn Räume und Strukturen dafür geschaffen werden. In den vergangenen zwei Jahren wurde deutlich, dass sich eine stabile Gruppe und ein tragfähiges Netzwerk entwickeln können. Der Aufbau solcher Strukturen ist jedoch ein Prozess, der eine längere kontinuierliche Begleitung braucht. Gefördert durch den Projektfonds des Quartiersmanagements Pankstraße wird das Projekt deshalb bis Ende 2027 verlängert. Mit der Verlängerung des Projekts soll der begonnene Aufbau einer Community und die Selbstorganisation weiter gestärkt werden. Bis Ende 2027 liegt der Fokus darauf, das lokale Netzwerk rund um den Humboldthain zu festigen und neue Engagierte zu gewinnen, damit die Spiel- und Nachbarschaftsstraße auch dort nach 2027 weiter besteht. „Wir wollen, dass die Menschen das selbst in die Hand nehmen und dass sie merken, wie viel sie gemeinsam bewegen können“, sagt Luka Wilke.
Text/Fotos: Julia Six