Vom Nettelbeckplatz zum Martha-Ndumbe-Platz
Mit der offiziellen Umbenennung des Nettelbeckplatzes in Martha-Ndumbe-Platz endet ein mehrjähriger Prozess. Bereits 2021 wurde das Umbenennungsverfahren durch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte eingeleitet und ein partizipativer Beteiligungsprozess gestartet.
Bis April 2023 wurden über 500 Namensvorschläge aus der Bevölkerung gesammelt – alle Interessierten hatten die Möglichkeit, ihre Ideen und Anregungen einzubringen. Nachdem die lange Liste auf die formalen Voraussetzungen des Berliner Straßengesetzes geprüft worden war, erstellte eine Kommission aus Anwohner*innen, Initiativen und Institutionen eine engere Vorauswahl. Die endgültige Entscheidung traf schließlich die BVV Mitte.

Warum wurde der Platz umbenannt?
Der bisherige Namensgeber Joachim Nettelbeck (1738 – 1824) war ein deutscher Seefahrer auf transatlantischen Versklavungsschiffen. Er profitierte von kolonialer Ausbeutung und trat öffentlich als Befürworter und Verfechter von Kolonialismus und Sklaverei auf. In den vergangenen Jahren wurden die kritischen Stimmen daher zunehmend lauter und der Wunsch nach einer Umbenennung des Platzes wuchs.

Wer war Martha Ndumbe?
Martha Ndumbe wurde 1902 in Berlin geboren. Ihre Mutter war Deutsche, ihr Vater stammte aus Kamerun. Er wurde 1896 im Rahmen der ersten Deutschen Kolonialausstellung nach Berlin gebracht, wo er als einer von 106 Menschen aus deutschen Kolonien im Treptower Park zur Schau gestellt wurde.
Als Schwarze Frau litt Martha Ndumbe ihr Leben lang unter dem in Deutschland herrschenden strukturellen Rassismus. Der Zugang zu Bildung und Arbeit blieb ihr verwehrt, weshalb sie zur Prostitution gezwungen war und mehrfach inhaftiert wurde. 1944 deportierte das NS-Regime Martha Ndumbe in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie im Februar 1945 im Alter von nur 42 Jahren im Lagerkrankenhaus starb.
Die Umbenennung würdigt das Leben und Schicksal von Martha Ndumbe und setzt zugleich ein Zeichen gegen koloniale Kontinuitäten und Rassismus im öffentlichen Raum. Martha Ndumbe steht symbolisch für viele weitere marginalisierte Personen und Gruppen, die in der deutschen Erinnerungskultur lange unsichtbar blieben und es zum Teil bis heute sind.
Feier zur Umbenennung des Platzes
Am 18. Oktober wurde der neue Name mit der Enthüllung des Straßenschilds und einem vielseitigen Programm gefeiert. Neben Redebeiträgen gab es Live-Musik, einen Masken-Workshop und Raum für Begegnung und Austausch. Zu der Feier luden unter anderem Decolonize Berlin, FuturAfrik und das Netzwerk gegen Feminizide ein.