Außerschulische Lernorte: Drei Jahre Praxis, 380 Schüler*innen, 40 Lernorte, über 4.400 Begegnungen

Seit 2022 besteht das Bildungsprojekt Außerschulische Lernorte (ASL) als Kooperation zwischen dem Quartiersmanagement Pankstraße, der Herbert-Hoover-Schule und dem Projektträger FKU (Friedrichshain-Kreuzberger-Unternehmerverein e.V.). Gemeinsam mit Lehrer*innen und den teilnehmenden Unternehmen wurde letzte Woche der erfolgreiche Abschluss des Schuljahres gefeiert – und die Verlängerung bis 2027. Mit Projektleiter Martin Knauft und Schulleiterin Jane Natz haben wir über die Erfolge, Herausforderungen und Pläne bis 2027 gesprochen

Das Projekt startete vor dreieinhalb Jahren – inzwischen haben rund 380 Schüler*innen an den außerschulischen Lernorten teilgenommen. Pro Schuljahr besuchen jeweils 105 Jugendliche im Rahmen von vier Blöcken verschiedene Berliner Einrichtungen – von Betrieben über Kultureinrichtungen bis hin zu sozialen Trägern. Bisher waren das rund 40 verschiedene Lernorte. Insgesamt sind so über 4.400 Begegnungen entstanden – also Momente, in denen die Jugendliche mit der Arbeitswelt in Kontakt gekommen sind.

v.l.n.r. Cedrik Lutz, Geschäftsstellenleiter FKU; Swetlana Puzina, Zukunftsbau GmbH (Schnittstelle zum Projektteam und zur Schule, sowie Auswertung der SuS-Befragungen); Jane Natz, Schulleitung Herbert-Hoover-Schule; Martin Knauft, Projektleitung ASL; Sonja Günther, Projektmitarbeiterin ASL

Das Projekt wurde stetig an neue Bedarfe angepasst. „Im Laufe der ersten Praktikumsphasen haben wir gemerkt, wie wichtig es ist, auch die Lehrkräfte kontinuierlich mitzunehmen“, so Knauft. Um die Verzahnung von Theorie und Praxis zu stärken, wurden Steuerkreise mit Lehrer*innen, Fellows und anderen Beteiligten eingerichtet. Hier wird das Projekt vor- und nachbereitet, es entstanden Bewertungsmatrixen, Austauschformate und eine engmaschige Begleitung. Die Schüler*innen erhalten mittlerweile Zertifikate, in denen die vier besuchten Lernorte aufgelistet sind, die sie in ihren Bewerbungsunterlagen nutzen können. Außerdem wird die Teilnahme an den ASL im Schulzeugnis dokumentiert – ein starkes Signal an potenzielle Arbeitgeber*innen. „Mit jedem Durchgang lernen wir dazu“, sagt Knauft. „Das Projekt lebt von Anpassung, Reflexion und neuen Ideen. Es ist eine Routine für die Schüler*innen entstanden. Auch innerhalb des Kollegiums ist deutlich geworden, dass außerschulisches Lernen nicht nur ein Zusatz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum regulären Unterricht ist.“

„Das Projekt hat messbare Auswirkungen. Es gibt ein viel deutlicheres Interesse an Ausbildung“, berichtet Schulleiterin Jana Natz. „Viele Schüler*innen kümmerten sich eigenständig um ihre Bewerbungen und auch die Vielfalt an Berufswünschen ist gewachsen. Es fällt leichter, durch die gesammelten Erfahrungen Ideen und konkrete Pläne zu entwickeln.“ Natz sieht einen klaren Zusammenhang zwischen außerschulischem Lernen und schulischem Erfolg. Die Abschlussquoten haben sich verbessert – wohl auch, weil Schüler*innen den Lebensweltbezug von Unterrichtsinhalten besser verstehen. „Wir sehen, dass viele Schüler*innen Kontakte zu den Betrieben halten“, erzählt Martin Knauft. „Ein schönes Beispiel: Ein Jugendlicher, der ein Praktikum im Hotel am Potsdamer Platz absolviert hat, und bald nach abgeschlossener Ausbildung dort fest eingestellt wird.“

In den kommenden zwei Jahren liegt der Fokus auf der Verstetigung. Das Projekt ist mittlerweile fest im Schulkalender verankert – doch für eine langfristige Etablierung braucht es mehr: eine zentrale Netzwerkstelle, die das Projekt nach außen vertritt und kontinuierlich neue Lernorte gewinnt. Denn diese Aufgabe ist neben dem Schulalltag für Lehrkräfte kaum zu stemmen. Geplant ist, künftig verstärkt Betriebe im Kiez zu aktivieren um neue Räume in der direkten Umgebung für die Schüler*innen zu erschließen. „Gut funktioniert hat das bei der Schiller-Bibliothek. Seit der Praktikumsphase wird die Bibliothek deutlich öfter von Schüler*innen zum Lernen genutzt,“ erzählt Knauft. Auch direkt im Schulgebäude bieten sich einige Möglichkeiten für praktische Erfahrungen. „Gemeinsam mit einem Malerbetrieb wurde dieses Jahr ein Schulflur gestrichen, mit einem Architekturbüro wird das Schul-WC neu gestaltet. Die Schüler*innen sind darauf natürlich sehr stolz,“ so Knauft. „Am Ende geht es darum, Jugendlichen eine Orientierung zu geben, die sie in ihrer Lebenswirklichkeit abholt. Dafür braucht es Projekte wie die Außerschulischen Lernorte.“

Hier geht’s zum Projekt: https://www.pankstrasse-quartier.de/1096-praxisnahme-erfahrungen-fuer-jugendliche-ausserschulische-lernorte/

Text/Foto: Julia Six