Ein Verkehrskonzept fürs Quartier: Auf dem besten Weg

Verkehr will fließen, aber auch gehen oder radeln. Seit einem Jahr gibt es für das Quartier ein Verkehrskonzept, das weit mehr als eine Parkraumbewirtschaftung vorsieht. Die wichtigsten Punkte des Konzeptes werden im folgenden vorstellt. Um konkrete Maßnahmen geht es dann in einem weiteren Text.

Von A nach B mit Problemen

verkehr schilderSchilder regeln den Verkehr. Diese hier haben aber Pause. Foto: Sulamith SallmannAm Anfang jedes guten Plans steht die Analyse des Ist-Zustandes. So auch im Verkehrskonzept, das im Projekt „Integriertes verkehrliches Maßnahmenkonzept für das Fördergebiet QM Pankstraße“ von 2016 bis 2018 erstellt wurde. Fakt ist zunächst, dass das Quartiersmanagementgebiet eine hohe Dichte hat. Das heißt, es gibt viele Wohnungen, viele Arbeitsplätze, große Einkaufshäuser und zwei Hauptgeschäftsstraßen „mit übergeordneter Bedeutung“ (Badstraße und Müllerstraße). Klar ist: Dichte erzeugt auch dichten Verkehr. Und die Probleme beziehen sich längst nicht nur auf den Autoverkehr. Deshalb spricht das Konzept von Mobilität, denn auch Fußgänger und Radfahrer sind unterwegs von A nach B.

Wer zu Fuß geht, dem fallen sofort fehlende Querungsstellen oder Mängel an bestehenden Querungsstellen auf. Querungen können Ampeln sein, Mittelinseln oder Zebrastreifen. Für Menschen mit Rollstuhl oder Kinderwagen zählen abgesenkte Bordsteine, die es nicht überall gibt. Auch fehlende Beleuchtung von Fußwegen sind genauso ein Verkehrsproblem wie Bürgersteige mit Stolperstellen. Für Radfahrende ist die unübersichtliche Führung von Radspuren an Kreuzungen ein Hindernis. Auch zu schmale Radwege an Hauptstraßen sind ungünstig. Abstellplätze für Fahrräder gibt es viel zu wenige. Kopfsteinpflaster auf Nebenstraßen verleitet dazu, auf Gehwege ausweichen. Was natürlich nicht erlaubt ist, aber dennoch oft zu beobachten. Genauso wie für Autos das Parken auf Radspuren nicht erlaubt ist, aber dennoch zum Alltag gehört. Die fehlenden Parkplätze sind da ein Problem unter vielen – siehe weiter unten im Beitrag.

Was könnte getan werden?

Als Oberziel nennt das Verkehrskonzept die „Entwicklung eines neuen Bewusstseins und einer neuen Mobilitätskultur“. Und gleich danach die „Integrative Berücksichtigung aller Verkehrsarten“. Daraus leiten sich Unterziele ab wie der Vorrang für den Fuß-, Fahrrad- und öffentlichen Nahverkehr. Es folgt die sichere Erreichbarkeit der Einkaufszentren zu Fuß, mit dem Rad und dem ÖPNV. Auch die „Verbesserung der Parkraumsituation“ wird genannt. Und die „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit unter Mitwirkung möglichst vieler Akteure“. Einer dieser Akteure könnte natürlich das Quartiersmanagement Pankstraße (QM) sein, das tatsächlich aktuell ein in diesen Zusammenhang stehendes Projekt auf den Weg bringt. In einem Fahrradprojekt sollen die Themen Mobilitätsbildung und Stärkung des Rad- und Fußverkehrs angegangen werden. Infos zu diesem vom QM angeschobenen Baustein folgen in den nächsten Tagen auf dieser Webseite. Weitere konkrete Einzelmaßnahmen, die aus den genannten Zielen folgen, finden sich in diesem Beitrag ganz unten unter dem Stichwort Anhang.

verkehr fahrradZum Verkehr gehört auch der Fahrradverkehr. Aber wohin mit dem Rad? Abstellanlagen fehlen vielerorts. Foto: Sulamith Sallmann

Die Mobilität managen

Etwas ungewohnt für den einen oder anderen ist möglicherweise das Kapitel Mobilitätsmanagement:
„Mobilitätsmanagement ist ein strategischer Ansatz zur Beeinflussung der Verkehrsnachfrage mit dem Ziel, den Personenverkehr effizienter, umwelt- und sozialverträglicher und damit nachhaltiger zu gestalten.“ Der Begriff Mobilitätsmanagement ist noch nicht gängig. Wenn es um Verkehr geht, wird oft noch an die Beeinflussung des Autoverkehrs gedacht. Doch Fortbewegung ist eben nicht nur Autofahren. Zum Mobilitätsmanagement gehörten Leihräder mit oder ohne Verleihstationen. Möglichkeiten Lastenrädern und Fahrradanhängern zu leihen oder zu teilen. Carsharing-Stationen und E-Mobility-Angebote müssen mitgedacht werden. Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Fahrradanhänger, Elektrofahrräder und Lastenräder aber auch für Kinderwagen, Rollatoren oder Scooter müssen vorhanden sein.

Parkraumbewirtschaftung

Relativ viel Raum nimmt im Verkehrskonzept (Seite 85 bis 120) das Thema Parkraumbewirtschaftung ein. Zwischen Badstraße und Müllerstraße gibt „im Untersuchungsgebiet 8.882 Kfz-Abstellstände, davon 7.282 im öffentlichen Straßenraum und 1.600 in öffentlichen oder öffentlich zugänglichen neun Sammelanlagen“. Diese Parkmöglichkeiten sind von 94 Prozent bis 105 Prozent belegt. Tagsüber sind ein Viertel aller abgestellten PKW Fahrzeuge von Pendler:innen. Das Konzept spricht von „gebietsfremden Langparkern“. Mit einer Parkraumbewirtschaftung sollen vor allem diese Menschen zu „einem Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewegt werden“.

Ãœber das Verkehrskonzept

Erarbeitet haben das Integriertes verkehrliches Maßnahmenkonzept für das Fördergebiet QM Pankstraße die LK Argus GmbH und plan&rat Büro für kommunale Planung und Beratung von 2016 bis 2018. Offiziell veröffentlicht wurde das Konzept vom Bezirk Mitte am 27. März 2019. Bei der Erarbeitung wurden die Anwohner:innen über eine Begehung und zwei öffentliche Workshops beteiligt. So fand am 16. Februar 2018 ein Dialogforum mit 22 Personen statt. Zum Stadtspaziergang am 10. April 2018 kamen 18 Teilnehmer:innen. Den ersten Workshop am 16. Mai 2018 besuchten 21 Menschen. Beim zweiten Workshop am 20. September 2018 brachten sich 27 Anwohner:innen ein. Zu einer öffentlichen Abschlussveranstaltung am 15. November 2018 kamen 25 Interessierte.

Anhang: konkrete Maßnahmen

Von den vorgeschlagenen kurzfristig umsetzbaren Lösungen, seien hier die aufgezählt, denen das Verkehrskonzept die Wichtigkeitsstufe eins zuweist:

Gestaltung von Stadtplätzen

  • Knotenpunktbereich Liebenwalder Straße / Hochstädter Straße
  • Knotenpunktbereich Reinickendorfer Straße / Schönwalder Straße 1

Absenkung von Bordsteinen

  • Gerichtstraße Kreuzung Gerichtstraße / Hochstraße
  • Liebenwalder Straße Einmündung Hochstädter Straße
  • Liebenwalder Straße Einmündung Reinickendorfer Straße
  • Schönwalder Straße Einmündung Kunkelstraße
  • Schulzendorfer Straße Höhe Kunkelstraße
  • Schönstedtstraße Höhe Brunnenplatz

Hilfen für Fußgänger zum Queren von Straßen

  • Reinickendorfer Straße Höhe Liebenwalder Straße für Zugang Haus der Jugend 1
  • Müllerstraße Einmündung Nazarethkirchstraße
  • Verbesserung Schönwalder Straße Pankegrünzug

Fahrradstraßen

  • Nazarethkirchstraße
  • Gerichtstraße zwischen Reinickendorfer Straße und Hochstraße
  • Gartenstraße zwischen Grenzstraße und Liesenstraße

Asphalt statt Kopfsteinpflaster für Radfahrer

  • Groninger Straße
  • Maxstraße
  • Hochstädter Straße
  • Gerichtstraße zwischen Hochstraße und Grenzstraße
  • Gartenstraße zwischen Grenzstraße und Liesenstraße

Fahrradabstellanlagen, Fahrradabstellanlagen, Fahrradabstellanlagen

  • Bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung
  • Antonstraße zwischen Müllerstraße und Prinz-Eugen-Straße
  • Ruheplatzstraße zwischen Antonstraße und Gerichtstraße
  • Neue Hochstraße

Neuordnung des ruhenden Verkehrs in Knotenpunktbereichen

  • Schulstraße Kreuzung alte Nazarethkirche
  • Schulstraße Kreuzung neue Nazarethkirche
  • Reinickendorfer Straße Kreuzung Ravenéstraße 1

Gestaltung der Straße

  • Pankstraße zwischen Badstraße und Reinickendorfer Straße
  • Müllerstraße zwischen S-Bahnhof Wedding und Seestraße

Mobilitätsmanagement

  • Pilotprojekt für kostenfreie Lastenfahrräder 1

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Um konkrete Maßnahmen, die aus dem Verkehrskonzept folgen, geht es dann in einem weiteren Text. er erscheint in Kürze und wird an dieser Stelle dann auch verlinkt.

Text: Andrei Schnell, Fotos: Sulmith Sallmann